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AIDA Party am NOK 2013

AIDAparty

Die Geschichte einer Party, die beinahe nicht stattgefunden hätte und auf der der Ehregast fehlte. Grund der Feier war das Vorüberziehen eines Schiffes an den Gestaden des "großen Grabens", wie die Anwohner den Nord-Ostsee-.Kanal bisweilen liebevoll nennen. Es geht dabei um eine rituelle Tätigkeit, welcher der Schleswig-Holsteiner nur zu gern nachgeht, nämlich das Schiffegucken, am liebsten unter Zuhilfenahme von Bier und Bratwurst. Am 24.08.2013 fand in Hohenhörn am Nord-Ostsee-Kanal eine AIDAcara Welcome-Party statt, Geselligkeit, Schiffegucken und sogar ein Feuerwerk waren geplant. "waren". Dann kam nämlich alles irgendwie anders.

Der Veranstalter, die Firma Kreuzfahrten und Mehr aus Ottenbüttel (www.kreuzfahrten-mehr.de), hatte ein tolles Fest im Café "Kanal33" an der Hohenhörner Fähre organisiert. Ab 18:00 Uhr sollte es eine Reederei-Präsentation der AIDA CRUISES für V.I.P. Gäste mit exklusivem Buffet usw. geben, später dann ab 20:00 Uhr ein Straßenfest mit Musik und Tanz. Und dann kam der Streik. Die Gewerkschaft ver.di stellte nämlich fest, dass sie für die Bekräftigung ihrer Forderung nach Arbeitsplatzerhalt den kompletten NOK lahmlegen musste. In den Wochen vor dem Partytermin ging zum Teil gar nichts mehr im Kanal. Schleusen ausser Funktion, Fähren bestreikt, Verkehrlenkung deaktiviert. Im NOK bei Kiel trieben z.T. manövrierunfähige Schiffe, die mit Gefahrgut beladen waren, man wollte nicht einmal Sicherungsschlepper durchlassen. Die Reedereien begannen, ihre Schiffe umzurouten, auch AIDA Cruises schickten ihre "Kleine", die AIDAcara, nun um Dänemark herum statt durch den NOK. Das große Zittern um die Passage begann.

Die Veranstalter von Kreuzfahrten und Mehr wußten bis drei Tage vor dem Partytermin nicht sicher, ob das Schiff überhaupt kommt. Die Gäste stornierten, die Präsentation incl. Livemusik musste abgesagt werden, das Partykonzept wurde nun auf ein Minimun "eingedampft". Wenige Tage vor der geplanten Passage der AIDAcara eingte man sich darauf, zumindest eine "jetzt-erst-recht" Party zu organisieren, denn immerhin war die Werbung geschaltet und es wurden Gäste erwartet, die man nicht enttäuschen wollte. Der Vorschlag der MyHolstein Redaktion, bei Ausfall des Schiffes ein übergroßes Plakatfoto des Cruisers auf einem Ponton an der Fährstelle vorbei zu ziehen, wurde positiv aufgenommen (Gelächter), konnte jedoch leider in Ermangelung eines 200 Meter breiten Bildschrims technisch nicht realisiert werden.

Naja, die Norddeutschen sind bekanntlich stur, und so wurde ein "abgespecktes" Partyprogramm an den Start gebracht. Das Café Kanal33 hatte für Grill und Bierwagen gesorgt, es gab einen Hobby-DJ, und die Firma Villiger Cigars hatte eine eindrucksvoll und gemütlich gestaltete Raucherlounge aufgebaut. Auf einem großen 50Zoll Monitor wurden gut zweieinhalb tausend Schiffsbilder aus den MyHolstein Archiven als Slideshow gezeigt. Hier ein paar Impressionen vom Aufbau:





Das AIS gab am frühen Abend Auskunft, dass die AIDAcara pünktlich um ca. 17:15 Uhr ihren Liegeplatz in Kiel verlassen hatte, und so waren alle guter Dinge, ETA (geplante Ankunftszeit) in Hohenhörn war ca. 00.30 Uhr. Der Pyrotechniker stand auch bereit, immerhin sollte das Schiff mit einem bunten Feuerwerk begrüßt werden, die Genehmigung ließ dazu Raum bis 01:00 Uhr. Das war der Plan. Doch einmal mehr hatten die Planer ihre Rechnung ohne die NOK Technik gemacht. Nachdem die Party in Schwung gekommen war und zahlreiche Besucher aus den umliegenden Gemeinden dem Ruf der Veranstalter gefolgt waren, fiel im Grunde genommen in Kiel schon der Hammer für die geplante Schiffsbegrüßung. Da -wie so oft- in Kiel eine der großen Schleusenkammern ausser Betrieb war, dauerte die Einschleusung in den NOK dann fast drei Stunden, und erst gegen 20:15 Uhr öffnete sich das Tor in Richtung Westen. Die ETA für die AIDAcara verschob sich nun auf 02:30 Uhr. Dieser Zeitpunkt lag weit ausserhalb des Zeitfensters für das Feuerwerk und auch weit ausserhalb des Zeitfensters für die Besucher, die trotz frischem Wind und kühler Abendluft mit Decken und Kissen ausgestattet bis Mitternacht warten wollten, aber eben nicht bis zum Morgen. Hier einige Impressionen vom Abend:



Das Feuerwerk musste nun ebenfalls abgesagt werden, Veranstalter und Gastwirt einigten sich darauf, dann eben einfach ein Grillfest zu feiern. Den Gästen, die vor Ort waren, gefiel das gut, nur hier und da waren leise Unmutsäusserungen zu hören. Aber letztlich sind solche Adressen an den Bundesverkehrsminister zu richten, dessen Ministerium dieses Dilemma nämlich ursächlich zu verantworten hat. Aber das kennt man ja in Schleswig-Holstein (siehe A7 Fiasko). Letztlich aber ist es am maroden Nord-Ostsee-Kanal seit Jahren schon ein Glücksspiel, ob ein angekündigtes Schiff zur genannten Zeit überhaupt kommt, oder eben nicht. Und solange hier nicht richtiges Geld investiert wird, wird sich an diesem Zustand nur dahingehend etwas ändern, dass die Cruiser-Reedereien mehr und mehr dazu übergehen werden, ihre Schiffe umzurouten. Die Gäste auf der AIDA Party jedenfalls hatten einen angenehmen Aufenthalt am Kanal bei einer Party (ohne AIDA), welche die Veranstalter zwar weit an ihren Erwartungen vorbei führte, aber dennoch als "gelungener Abend" aufgenommen wurde. Eine Wiederholung wird es sicherlich geben, nur erwägen die Veranstalter, aus Gründen der Terminsicherung den Veranstaltungsort mehr in die Mitte des Kanals zu verlegen, was eine echte Alternative bedeutet.

Zu später resp. früherStunde war es dann soweit: Die AIDAcara gab sich die Ehre und passierte gegen 02:45 Uhr ziemlich lautlos Hohenhörn. Foto unten: Markus Nadaud

AIDAcara



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