Breadcrumbs


Die Geschichte des NOK

Die Historie des Notrd-Otsee-Kanals

Nord-Ostsee-Kanal (NOK), Kiel Canal, Kaiser-Wilhelm-Kanal. Die meistbefahrene künstliche Wasserstrasse der Welt hat(te) viele Namen. Hier finden Sie ein paar Informationen zur Baugeschichte des Kanals.

Die Vorgeschichte des Kaiser-Wilhelm-Kanals

Erste Pläne für einen Kanal quer durch das heutige Schleswig-Holstein reichen wahrscheinlich bis in das 7. Jahrhundert zurück. Von der damals blühenden Handelsstadt Haithabu an der Schlei waren zwischen der Ostsee und der Nordsee nur 16 km Landweg zu überbrücken, denn die hier fließende Treene mündet über die Eider in die Nordsee. Die Waren und auch die leichten Schiffe der Wikinger wurden über diese Landbrücke von Ochsen getragen bzw. gezogen. Durch die spätere Verlagerung des Handels in Schleswig-Holstein nach Lübeck wurde dieser Plan jedoch obsolet. Es entstanden der Stecknitz- und der Alster-Beste-Kanal, die jedoch nicht für Seeschiffe bestimmt waren.

Der direkte Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals war der Eiderkanal, den der dänische König Christian VII. von 1777 bis 1784 errichten ließ. Er begann in Kiel und mündete bei Rendsburg in die Eider, die bei Tönning die Nordsee erreicht. Jedoch dauerte eine Fahrt durch Kanal und Eider noch drei bis vier Tage.

1864, zu Beginn des deutsch-dänischen Krieges erteilte der preußische Kanzler Otto von Bismarck den Auftrag, Ermittlungen über eine Verbindung zwischen Nord- und Ostsee anzustellen, „welche alle Kriegs- Handels- und Dampfschiffe gut passieren können“. Der deutschen Flotte sollte die Möglichkeit gegeben werden, „jederzeit von der Ostsee in die Nordsee zu gelangen, ohne unter dänischen Kanonen passieren zu müssen“. Damit wurde der zunächst vorrangig militärisch-strategische Charakter des Kanalprojekts deutlich angesprochen. Die Generäle Moltke und Albrecht von Roon sprachen sich allerdings gegen das von Bismarck forcierte Kanalprojekt aus. Generalstabschef Helmuth Karl Bernhard von Moltke verfasste sogar ein Pamphlet: „Rede gegen den Kanalbau“.

1873 schien das Kanalprojekt gescheitert. Aber Bismarck fand Verbündete. 1878 legten der Hamburger Reeder Hermann Dahlström, auch „Kanalström“ genannt, und der Wasserbauinspektor Boden einen Plan für einen Kanal vor, der weitgehend entlang der heutigen Streckenführung von Kiel-Holtenau nach Brunsbüttel führen sollte. Bismarck gelang es in der Folge, Kaiser Wilhelm I. für den Kanalbau zu gewinnen, und 1883 erließ der Kaiser den Auftrag, Beratungen über einen Bau des Kanals anzustellen, und zwar ausdrücklich „mit den für die Flotte notwendigen Ausmaßen“.

Historische Bilder des Nord-Ostsee-Kanals

Bau und erste Erweiterungen

1886 billigte der Reichstag ein Gesetz zum Bau des Kanals und am 3. Juni 1887 erfolgte die Grundsteinlegung durch Kaiser Wilhelm I. in Kiel-Holtenau, leitender Ingenieur war Otto Baensch aus Zeitz (Provinz Sachsen). Nach acht Jahren Bauzeit konnte Kaiser Wilhelm II. den damals noch Kaiser-Wilhelm-Kanal genannten Wasserweg am 21. Juni 1895 eröffnen. Der Bau kostete 156 Mio. Goldmark, bis zu 8900 Arbeiter hatten circa 80 Mio. m3 Erdreich bewegt. Ungewöhnlich für ein Projekt dieser Größenordnung überschritt der Kanalbau damit nicht die ursprünglich eingeplanten Kosten. Der Kanal war zu diesem Zeitpunkt 67 m breit und 9 m tief. Zur Finanzierung wurde von Kaiser Wilhelm II. 1902 die Schaumweinsteuer eingeführt.

Bilder von den Erweiterungsarbeiten am NOK 1910
Besatzung einer Dampframme Erweiterungsarbeiten NOK 1910 NOK Erweiterung 1910 NOK Erweiterungsarbeiten 1910

Durch die technische Fortentwicklung und die Einführung von Großkampfschiffen in der deutschen Marine reichte der Kanal allerdings schon bald nicht mehr aus, um diesen die Passage zu ermöglichen. Von 1907 bis 1914 wurde der Kanal das erste Mal ausgebaut. Die Breite wurde auf 102 m erhöht und die Tiefe auf 11 m. Außerdem wurden sowohl in Kiel als auch in Brunsbüttel je zwei neue Schleusen gebaut. Diese sind mit 310 m Länge und 42 m Breite deutlich größer als die alten Schleusen mit 125 m Länge und 22 m Breite. Der Ausbau kostete 242 Mio. Goldmark und war damit deutlich teurer als der ursprüngliche Bau.

Der Versailler Vertrag internationalisierte den Kanal 1918. 1923 kam es in Bezug auf eine dieser Regelungen zu einem Rechtsstreit vor dem Ständigen Internationalen Gerichtshof, der als Wimbledon-Fall bekannt wurde. Mit Erklärung vom 14. November 1936 erklärte die deutsche Reichsregierung den durch den Versailer Vertrag begründeten internationalisierten Rechtszustand für beendet; von den betroffenen Staaten protestierten hiergegen lediglich Frankreich und die Tschechoslowakei.

Bilder vom NOK ca. 1910
Drehbrücke Rendsburg ca. 1910 Schleuse Brunsbüttel 1910 Brunsbüttel Kiel Canal Schleuse 1910 Panzerkreuzer in Kaiser Wilhelm Kanal 1910


1948 wurde der Kaiser-Wilhelm-Kanal in „Nord-Ostsee-Kanal“ umbenannt; im internationalen Verkehr heißt er jedoch weiterhin „Kieler Canal“. Seit 1965 wird der Kanal zum laufend erweitert. Zum Schutz der Böschung wird die Breite bis zum Kanalkilometer 87 auf 162 Meter erweitert. Dies ist bis heute nicht abgeschlossen; die Gesamtkosten werden auf 485 Mio. Euro geschätzt.

Grünentaler Hochbrücke ca. 1936 Grünentaler Hochbrücken ca. 1986
Grünentaler Hochbrücke 1936 Grünentaler Hochbrücken 1986


Der Bau des Kanals hatte insbesondere schwere Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Eider. Diese wurde durch den Kanalbau von ihrem Oberlauf abgeschnitten. Dadurch verringerte sich insbesondere die Strömung Richtung Meer. Der Einfluss der Nordsee wurde dominant, Deiche zur Sturmflutsicherung mussten bis Rendsburg gebaut werden. Zudem trägt der Flutstrom mehr Sedimente, insbesondere Faulschlamm in die Eider, als die Ebbe und die nun wesentlich schwächere natürliche Strömung wieder heraustragen, der Fluss drohte zu versanden, was wiederum das Sturmflutrisiko erhöhte. Durch den Bau der Schleuse Nordfeld 1935 konnte das Problem für den Mittellauf der Eider gelöst werden, insgesamt hat sich der Wasserhaushalt der Eider jedoch bis heute nicht vom Kanalbau erholt. Ähnliche Auswirkungen hatte der Bau auch auf andere vom Kanal durchtrennte Fließgewässer, etwa die Wilsterau, die zunehmend verschlickt, oder die Holstenau, die ungefähr parallel zum Kanal verläuft und durch ihn in drei Teile getrennt wurde. Auch die Gieselau wurde vom NOK durchtrennt.

Der befestigte Betriebsweg am Kanal ist für Fußgänger und Radfahrer freigegeben und ermöglicht beidseitig nahezu auf voller Länge steigungsfreie Radtouren in nächster Nähe zu den Schiffen. Das Übersetzen auf die jeweils andere Kanalseite mit einer der zahlreichen Fähren ist kostenlos. Dies hatte bereits Kaiser Wilhelm in einer Anordnung verfügen lassen, um eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen, da die künstliche Wasserstraße ältere Verkehrswege durchschneidet.

Der NOK bei Hochdonn

Die Radwege am Nord-Ostsee-Kanal sind Teil der im Mai 2004 eröffneten Deutschen Fährstraße, einer rund 250 Kilometer langen Ferienstraße, die von Bremervörde an der Oste bis Kiel führt. Besonders beliebt bei Ausflugsgästen und Fotografen ist die Grünentaler Hochbrücke. Dort gibt es in beiden Fahrtrichtungen Parkplätze, Zugänge zum Kanal, Aussichtsplattformen zu beiden Seiten des Kanals, und man kann die Brücke zu Fuß betreten.

Außerdem: Jeweils ein Rastplatz bei der Autobahnbrücke der A 23 (nordwärts, vor dem Kanal) sowie zwischen den Anschlussstellen 8 und 9 der A 7 ermöglicht einen Ausblick auf den Kanal. Auch an den Fährstellen kann man einen herrlichen Blick auf den NOK genießen und z.B. mit dem Wohnmobil rasten.



Copyright: www.myholstein.de